Was bedeutet digitale Bildung?
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Was bedeutet digitale Bildung ?
Die Digitalisierung unserer Arbeits- und Lebenswelt ist ein heute nicht mehr wegzudenkender Baustein unserer Gesellschaft. Das mag man befürworten oder ablehnen – entziehen kann man sich nicht. Berufsbilder ändern sich, manche verschwinden, neue kommen hinzu. Qualifikationen und Fertigkeiten bereits in der Schule zu erlernen und in das Berufsleben einzubringen, ist Voraussetzung für den Erfolg. Bildung ist immer auch Abbild gesellschaftlich relevanter Anforderungen und damit ein wichtiger – vielleicht sogar der wichtigste – Baustein zur Teilhabe an einer sich ständig weiter entwickelnden, digitalen Welt.
Auch Pädagogik und Didaktik ändert sich dadurch und es entstehen neue Wege Möglichkeiten durch Digitalisierung. Vielfach wird Bildung mit digitalen Medien sehr kontrovers diskutiert. Es wird eine bedrohende Exklusivität des Digitalen antizipiert, die alles Analoge ersetzt und verdrängt. Genau das will digitale Bildung nicht.
Vielmehr ist der Einsatz digitaler Medien im Unterricht eher mit der Erfindung des Buchdrucks zu vergleichen, der erstmals die massenhafte Verbreitung von Wissen ermöglichte.
Wenn wir heute von digitaler Bildung sprechen, sollen damit Kompetenzen von Lernenden erweitert werden. Die OECD hat sich unter Einbeziehung von am Lehr- und Lernprozess Beteiligten Gruppen und Personen (Lehrkräfte, Schüler:innen, Politik und Organisationen) intensiv mit diesem Thema beschäftigt und international anerkannte Kompetenzfelder erarbeitet:
- Kernkompetenzen: Dies sind mathematische, sprachliche und digitale Bildung, aber auch sozio-emotionale Fähigkeiten und Stabilität sowie
- Transformative Kompetenzen: aktive, selbstbestimmte und gestalterische Rolle in der Welt einzunehmen, neue Werte schaffen zu können, Verantwortung zu übernehmen und mit Druck und Konflikten umzugehen[1].
Wie müssen Schulen handeln?
Technische und mediale Veränderungsprozesse in der beruflichen wie privaten Welt der letzten 2 Jahrzehnte haben längst zu einer gesamtgesellschaftlichen Digitalisierung geführt.
Deshalb ist die Auseinandersetzung mit heutigen Medien in der Schule ebenso notwendig wie die Vermittlung von Medienkompetenz an junge Mediennutzerinnen und -nutzer. Schülerinnen und Schüler sollen in die Lage versetzt werden, selbstbestimmt, sachgerecht, kreativ und sozial verantwortlich zu handeln. Medienbildung bedeutet, Schülern nicht nur Fachkenntnisse zu vermitteln, sondern vor allem die Fähigkeit, Medien sinnvoll, adäquat, situationsbezogen und handlungsorientiert nutzen zu können. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Richtlinien und Lehrpläne fordern, Medienbildung als fächerübergreifende Aufgabe einzubinden. So formulieren viele Schulgesetze der Länder als Bildungs- und Erziehungsauftrag: „Die Schule soll den Schülern Wissen und Kenntnisse , Fähigkeiten und Fertigkeiten, Einstellungen und Haltungen mit dem Ziel vermitteln, die Entfaltung der Persönlichkeit und Selbständigkeit ihrer Entscheidungen und Handlungen so zu fördern, dass die Schüler befähigt werden, aktiv und verantwortungsvoll am sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilzuhaben.“[2]
Dazu ist sowohl eine sachgerechte Ausstattung als auch die Qualifizierung der Lehrkräfte notwendig. Digitale Geräte und Angebote haben einen großen Anteil an den Lernprozessen von Schülerinnen und Schülern. Der Einsatz dieser Geräte und durch das Internet jederzeit abrufbare Informationen und Inhalte hat im privaten Bereich wie im Überschneidungsbereich von Schule und Beruf deutlich an Bedeutung gewonnen.
Wie wird digitale Bildung umgesetzt?
Wie sieht sie also aus, die zukünftige digitale Schule? Unter Schulmanagement und -entwicklung beschreibt die Seite Bildung.Digital der Deutschen Kinder- und Jungendstiftung, Berlin, wie eine mögliche Umsetzung aussieht[3]: „Digitale Infrastruktur und Anwendungen können den Schulalltag einfacher, effizienter und partizipativer machen. Allen Beteiligten an der Schule – von den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und dem Kollegium über die Schulleitung bis hin zu externen Partnern – stehen verschiedene digitale Werkzeuge zur Verfügung, um das gemeinschaftliche, projektbezogene oder persönliche Arbeiten zu gestalten. Von anpassbaren, intuitiv zu bedienenden Datenbanklösungen für die Schulverwaltung bis hin zu Lernmanagementsystemen für eine individuelle Projektarbeit oder den schnellen Informations- und Datenaustausch bietet die Digitalisierung Schulen vielfältige Möglichkeiten.“
Betrachtet man dies unter dem Aspekt handlungsorientierten Unterrichts, ergibt sich unter Berücksichtigung der Nutzung digitaler Medien in allen Schularten:
- Unterricht, der ganzheitlich die Phänomene der digitalisierten Angebotswelt fächerübergreifend nutzt
- Unterricht, der die gedankliche Durchdringung, Analyse und Reflexion der digitalisierten Welt ermöglicht
- Unterricht, in dem Erkenntnisse – unterstützt durch digitale Medien, erworben, erprobt und eingeübt werden können
Der gegenwärtige und künftige private wie berufliche Alltag unserer Schülerinnen und Schüler wird zunehmend medienorientiert und durch den Einsatz digitaler Geräte und Services geprägt sein. Da die Aufgaben und Kenntnisse in Tiefe und Breite sehr unterschiedlich sein können, wird deutlich, dass Medienkompetenz eine grundlegende Voraussetzung für die weitere Umsetzung und Anwendung elektronischer Medien darstellt.
Dieser Ansatz, einerseits curriculare Anforderungen und andererseits die Erwartungen von Eltern, Schülern und zukünftiger Arbeitgeber abzubilden, bedingen einen Medieneinsatz im Unterricht, der ziel- und inhaltsorientiert erfolgt. Allerdings bedeutet die Nutzung digitaler Medien, dass individuelles, dezentrales und – wie uns Corona gezeigt hat – konsequentes eigenverantwortliches Lernen notwendig ist.
Durch einen konsequenten und fächerübergreifenden Einsatz wird IT zum Werkzeug für unterschiedliche Lernkonzepte. Die Individualisierung wird durch selbstständiges Lernen am Computer unterstützt und bietet zusätzliche Möglichkeiten des Förderns und des Forderns. Die pädagogische Nutzung der digitalen Medien dient damit sowohl der Entwicklung spezifischer Medienkompetenzen als auch der Unterstützung von Lernprozessen. Erlebnisse der realen Welt und der direkten unmittelbaren Kommunikation, kreative Prozesse, soziale Interaktion und Sinneserfahrungen sollen durch Integration der Medien ergänzt, jedoch nicht ersetzt werden. Gleichzeitig werden durch die Reflexion der eigenen Mediennutzung, sowie das – pädagogisch geführte – Kennenlernen der Gefahren und Grenzen im Umgang mit digitalen Medien, Meilensteine für die Erziehung zum mündigen und selbstbestimmten Verbraucher gesetzt. Zu diesem Zweck sind von den Ländern für jede Stufe und jedes Fach verbindliche Kompetenzfelder entwickelt worden, die fachübergreifend obligatorisch eingesetzt werden sollen.
Welche Maßnahmen haben Bund & Länder in die Wege geleitet?
Die Bundesregierung hat den DigitalPakt Schule mit den folgender Erläuterung beschrieben: „Digitale Kompetenz ist deshalb von entscheidender Bedeutung: … (um) digitale Medien selbstbestimmt und verantwortungsvoll nutzen zu können und um gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben; und für die Gesellschaft, um Demokratie und Wohlstand im 21. Jahrhundert zu erhalten. Schulen müssen deshalb überall auf schnelles Internet zurückgreifen können und sollten über entsprechende Anzeigegeräte wie interaktive Whiteboards verfügen. Lehrerinnen und Lehrer müssen gut qualifiziert sein, um digitale Medien nutzen und digitale Kompetenzen vermitteln zu können. Mit dem DigitalPakt Schule bringen Bund und Länder beides entscheidend voran.“[4]
Zusätzlich wurden – bedingt durch Corona – 2020 zwei weitere Fördermitteltöpfe bereitgestellt:
- Förderhilfe I – Förderung von Content[5]
- „Für die Nutzung digitaler Bildungsangebote und den Ausbau von Infrastrukturen zum Ausgleich von Schulschließungen wurden Mittel aus dem DigitalPakt Schule für landesweite und länderübergreifende Projekte im Umfang von 100 Mio. Euro den Ländern zugewiesen. Die Mittel sind durch die Länder daher unmittelbar nutzbar“.
- Förderhilfe II – Sofortprogramm Endgeräte[6]
- „Der Koalitionsausschuss hat beschlossen, 500 Millionen Euro für Schülerinnen und Schüler bereitzustellen, die zu Hause auf kein mobiles Endgerät zugreifen können, sowie Schulen bei Online-Lehrinhalten zu unterstützen.“
Was muss verbessert werden?
Natürlich sind die Fördermittel ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung der Ziele, um digitale Bildung in Deutschland voran zu bringen. In der Praxis vor Ort fehlt jedoch in vielen Fällen ein „Generalplan“, um diese Aufgabe konzertiert und strukturiert anzugehen. Genau genommen müsste nicht bei den Schulen, sondern bereits in den Universitäten bei der Lehrerausbildung angesetzt werden, damit Medienkompetenz ein integraler Bestandteil des Studiums angehender Pädagog:innen wird. Denn nach wie vor ist das größte Manko bei der Umsetzung fehlendes Know-how im Umgang mit digitalen Geräten und Inhalten. Dies gilt, von Ausnahmen abgesehen, sowohl für die Entscheider als auch für die Kollegien. Digitale Medien verändern die Pädagogik, insbesondere die Methodik und den Umgang mit Technik.
Das erfordert Eigeninitiative und Unterstützung – ohne permanente und durchgehende Aus- und Fortbildung kann es nicht funktionieren. Der Einsatz digitaler Werkzeuge muss technisch fehlerlos und für alle Pädagog:innen an einer Schule ohne Angst durchführbar sein. Sonst werden die neuen Geräte ungenutzt in den Schränken stehen.
Derzeit wird einfach die Verantwortung auf Schulen, Schulleitungen und Schulträger übertragen, welche die Beteiligten häufig überfordert. Tatsächlich ist die überwiegende Mehrheit mit der Digitalisierung in pädagogischen Prozessen nicht sehr vertraut, was zu Frust und im schlimmsten Fall auch zum rechtwidrigen Einsatz führt. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Es ist schlicht auch gar nicht die Aufgabe von Schulleitungen, Trägern und Lehrer:innen quasi „über Nacht“ zu IT-Fachleuten zu werden, die auf wunderbare Weise nicht nur entscheiden können, welche technischen Geräte von WLAN bis zur Synchronisation benötigt werden, sondern auch noch wie von selbst Management und Administration übernehmen können und alle Metathemen wir Datenschutz, Sicherheit oder die Ausführungen der EU zum Urheberrecht jederzeit abrufen können.
Dafür gibt es externe Spezialisten, die aus den Fördergeldern beauftragt und bezahlt werden können. Wenn Sie dazu Fragen haben, steht AixConcept mit fast 20-jährigen Erfahrung im Schulmarkt gerne zur Verfügung.
Weitere Informationen zu digitalem Lernenund digitaler Schule erhalten Sie unter dem Wiki Eintrag „Digitalisierung an Schulen“.
Linkliste:
OECD Kompetenzen des 21.Jahrhunderts
http://www.oecd.org/education/2030-project/teaching-and-learning/learning/learning-compass-2030/
Bildung Digital
https://www.bildung.digital/schulmanagement
DigitalPakt Schule
https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.php
https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.php#accordion-content-1
https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.php#accordion-content-2
Monitor Digitale Bildung (Bertelsmann Stiftung 2017)
Weitere Quellen
[1] (Quelle: http://www.oecd.org/education/2030-project/teaching-and-learning/learning/learning-compass-2030/ )
[2] Schulgesetz M-V, Teil 1 §2, Abs. 3
[3] https://www.bildung.digital/schulmanagement
[4] https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.php
[5] https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.php#accordion-content-1
[6] https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.php#accordion-content-2