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Was bedeutet Hybridunterricht?

Inhaltsverzeichnis

HybridunterrichtHybrider Unterricht ist keine Corona basierte „Erfindung“, sondern die deutsche Bezeichnung für das bereits bekannte „Blended Learning“. Das „vermischte“ Lernen beschreibt den Ansatz von Präsenz- und Onlinelernen, zum Beispiel mithilfe des Internet, Videokonferenzsystemen und/oder integrierten Schul-IT Lösungen.

Hybridunterricht ist eine Mischung Präsenzunterricht und Online-Unterricht. Während die Präsenzphasen klassisch in den Unterrichtsräumen stattfinden, erfolgt der Unterricht via Internet als Distanzlernen an einem anderen Ort. Diese Form des Unterrichts wird auch „Blended Learning“ genannt. Idealerweise werden die Vorteile von Präsenzveranstaltungen und Distanzlernen so miteinander kombiniert, dass die jeweiligen Vorteile verstärkt und die Nachteile minimiert werden.

Wie funktioniert Hybridunterricht?

Die Hälfte der Schüler:innen nimmt wie gewohnt am Präsenzunterricht der jeweiligen Institution teil. Das Geschehen wird live per Webcam übertragen. Der andere Teil der Schüler:innen verfolgt den Unterricht von zu Hause aus. Falls Liveschaltungen nicht möglich sind, lernen die Schüler:innen aus der Distanz mit Hilfe von Arbeitsblättern, Videos und Audiodateien selbstständig. Nach einer Woche wird getauscht. Dadurch erleben sämtliche Schüler:innen sowohl den Präsenzunterricht als auch den Distanzunterricht.

Vorteile und Nachteile?

Die Kombination aus Präsenz- und Distanzunterricht bringt verschiedene Vor- und Nachteile für Lehrkräfte und Lernende mit sich.

Zum einen müssen auf beiden Seiten die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, damit ein hybrides Lernen möglich ist. Für Live-Schaltungen ist eine entsprechende technische Ausstattung in den Unterrichtsräumen notwendig. Dazu gehören Computer mit aktueller Software und stabiler Internetverbindung, Mikrofone, Beamer, Smartboards und Kameras, die daran angeschlossen sind. Dieses Equipment wird in jedem Unterrichtsraum benötigt.

Schülerinnen und Schüler brauchen als Mindestausstattung ebenfalls einen eigenen Computer mit aktueller Software, Webcam und Headset.

Zum anderen sind spezielle Kompetenzen nötig. Dazu gehört unter anderen die Bereitschaft, sich auf digitale Lehr- und Lernprozesse und den Umgang mit der Technik einzulassen. Nicht alle Lehrkräfte sind sicher im Umgang mit aktueller Technik.

Auf Seiten der Lernenden sind Kompetenzen wie die Fähigkeit, sich am Bildschirm zu konzentrieren, Ablenkungen zu vermeiden und sich auf die Lerninhalte zu fokussieren nötig. Diese Fähigkeiten zur Selbstorganisation müssen trainiert werden.

Vorteile

Die Vorteile des Hybridunterrichts liegen angesichts der Corona-Pandemie auf der Hand. Allerdings muss hybrides Lernen mediendidaktisch und inhaltlich genau konzeptioniert sein, um die Zielgruppe, Lehrinhalte, Lehr- und Lernziele, Lernsituation immer im Auge zu behalten. Das bedeutet auch: keine Improvisation. Es ist offensichtlich, dass dazu entsprechende Aus- und Fortbildung der Lehrer:innen und eine funktionierende technische Basis absolut notwendig ist.

Keine überfüllten Klassenzimmer

Wenn ein Teil der Schüler:innen dem Unterricht aus der Ferne folgt, lassen sich volle Unterrichtsräume vermeiden. Das vereinfacht es, Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Gleichzeitig bleiben soziale Interaktionen möglich. Gruppenarbeit und Diskussionen sorgen für ein lebendiges Miteinander im Klassenraum.

Lebendige Wissensvermittlung und Selbstmanagement

Der Hybridunterricht ist eine zeitgemäße Unterrichtsform, die digitale Inhalte und Medien einbezieht. Das lockert den Unterricht auf und verbessert die Selbstlernkompetenzen: Schüler:innen erarbeiten den Stoff idealerweise – zumindest teilweise -eigenständig. Sie bekommen ein Gefühl für die Zeit, die sie für die Bearbeitung bestimmter Arbeitsaufträge benötigen, und können ihr Selbstmanagement verbessern. Das sind wichtige Qualifikationen, die sie in ihrem zukünftigen Berufsleben brauchen.

Projekte, Facharbeiten und Wochenplanarbeit eignen sich, um Schüler:innen zum eigenständigen Lernen anzuregen. Das Internet kann zur Recherche, aber auch zur Präsentation der erarbeiteten Inhalte dienen.

Ein hybrider Unterricht ermöglicht individuelles und selbstgesteuertes Lernen. Schülerinnen und Schüler können dabei in ihrem eigenen Tempo vorgehen. Auch Gruppenarbeit und interaktives Arbeiten ist durch Videounterricht und Gruppenchats möglich.

Weniger Unterrichtsausfälle

Die Kombination aus Präsenzunterricht und Fernunterricht heißt im Idealfall, dass alle Schüler:innen per Liveschaltung weiterhin gleichzeitig am Unterricht teilnehmen können. Auch wenn die Gruppe aufgeteilt werden muss, bleibt die Klasse auf demselben Stand.

Leichte Erkältungs- oder anderen Krankheitssymptome bedeuten bei klassischem Unterricht eine Krankmeldung. Durch das Fernlernen können erkrankte Schüler:innen dem Unterrichtsgeschehen weiterhin folgen.

Muss sich eine Lehrkraft in Quarantäne begeben, kann sie nach wie vor aus der Distanz heraus Unterricht geben, falls keine oder nur leichte Krankheitssymptome vorliegen.

Nachteile

Allerdings gibt es auch Nachteile, die vor allem mit der nur langsam voranschreitenden Digitalisierung der Schulen, Berufsschulen und Universitäten zusammenhängen.

Überforderung Lernender

Es erfordert Disziplin, dem Unterricht tatsächlich aus der Distanz heraus zu folgen. Das könnte jüngere Schüler:innen überfordern. Nicht immer sind die Eltern in der Lage, den Nachwuchs anzuleiten und zu betreuen.

Bei Fragen und Verständnisschwierigkeiten können Schüler:innen, die aus der Distanz am Unterrichtsgeschehen teilnehmen, möglicherweise nicht direkt nachfragen. Sie müssen eine E-Mail schicken, die Lehrkraft telefonisch kontaktieren, sich per Gruppenchat zu Wort melden oder Unklarheiten in der nächsten Präsenzphase ansprechen.

Es besteht die Gefahr, dass Wissenslücken nicht geschlossen werden. Zum einen ist einigen Schüler:innen der persönliche Aufwand möglicherweise zu hoch. Zum anderen trauen sich schüchterne junge Menschen vielleicht nicht, proaktiv nachzufragen.  Soziale Bindung zu anderen Schüler:innen kann verloren gehen, wenn keine e-Moderation eingesetzt wird und hybrider Unterricht über lange Zeit eingesetzt wird..

Inhalte werden nicht verstanden, wenn Lehrer:innen nicht ausreichend ansprechbar sind. Teilnehmer können leicht „abgehängt“ werden, wenn keine kontinuierliche Betreuung (zum Beispiel zusätzlich durch die Eltern) erfolgt und der Hybridunterricht nur als „vorübergehender Ersatz“ verstanden wird. Teilnehmer könnten sich aus der Lerngruppe zurückziehen, wenn dominante Schüler:innen die Gruppe beherrschen.

Investitionen in technische Ausstattung nötig

Schulen und andere Bildungseinrichtungen sind noch immer nicht überall digital adäquat ausgerüstet. Auch privat besteht nicht immer die Möglichkeit, auf leistungsfähige Endgeräte zuzugreifen.

Schüler:innen wie Lehrer:innen benötigen leistungsfähige Computer mit aktueller Software sowie eine zuverlässige Internetverbindung, um Unterricht folgen zu können bzw. zu halten. In Familien mit mehreren Kindern steht möglicherweise nur ein einziger PC zur Verfügung. Da sich die Unterrichtseinheiten überlappen, braucht jedes Familienmitglied für die Teilnahme am Hybridunterricht ein eigenes Gerät. Das ist nicht überall möglich.

Es besteht die Gefahr, dass soziale Ungleichheiten verstärkt und Bildungschancen verschlechtert werden. Sollte die Internetverbindung der Belastung nicht standhalten, sind die Schüler:innen nicht mehr erreichbar. Sie verschwinden aus dem Zugriff der Schule.

Fehlende digitale und technische Kompetenzen

Die Lehrkräfte müssen in der Lage sein, technische Geräte souverän zu bedienen und sich im Internet sicher bewegen können. Das erfordert digitale Kompetenzen. Hier sind entsprechende Schulungen nötig, um den Lehrenden eventuelle Hemmungen zu nehmen und ihnen Sicherheit im Umgang mit den sogenannten neuen Medien zu geben.

Was ist der Unterschied zwischen Hybrid-Unterricht und Wechsel-Unterricht?

Hybrid-Unterricht bedeutet eine Kombination aus zwei verschiedenen Lernsituationen: Präsenzunterricht und Distanzunterricht. Trotzdem lernen alle Schüler:innen dank Live-Übertragung gleichzeitig die gleichen Inhalte. Sie verfolgen denselben Unterricht.

Wechsel-Unterricht bedeutet, dass zwei Gruppen im Wechsel am Unterrichtsgeschehen teilnehmen: Eine Gruppe ist vor Ort, die andere nicht. Die Lehrkraft muss zweimal denselben Schulstoff mit den Schüler:innen durchgehen, damit jede Gruppe die Chance hat, die neuen Inhalte zu lernen.

Fazit

Im Hybridunterricht liegt eine große Chance: Lernen offener und selbstgesteuerter zu ermöglichen. Eine Voraussetzung dafür ist die finanzielle Investition in die Digitalisierung der Schule und die Schulung der Lehrkräfte. Digitale Kompetenzen sind nötig, um ein reibungsloses Zusammenspiel aus Präsenz- und Fernunterricht zu ermöglichen.

Quellen: